Vespa 150 GS/3 Augsburg (VD2TS)

Aus Vespa Lambretta Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Werbung GS/3 von Jan. 1959, schön zu sehen der jetzt wannenförmige Rahmen

Im Jahr 1955 erschien erstmals die italienische GS 150 („Grand Sport“) als Sportmodell, in dessen Entwicklung die Erfahrungen mit den Werks-Rennmodellen der Sei Giorni-Periode mit einging. In den 50er Jahren stieg die Nachfrage bei den jüngeren Generationen nach einem leistungsstarken, sportlichen Roller als Statussymbol. So hatte die GS einen Motor mit direkt auf dem Zylinder sitzenden Vergaser, statt den bisherigen Modellen mit 8“-Rädern nun größere 10“-Räder und ein Schaltgetriebe mit 4 Gängen. Gegenüber den bis dato verbauten italienischen Rohrlenkern (zuletzt bei der 150 „Struzzo“ VL schon mit am Lenker angeordnetem Scheinwerfer) besaß die GS erstmals einen Gusslenker. Die Leistung lag mit 8 PS bei 7.500 U/min über allen bisherigen Serienmodellen und die Werksangabe lag bei einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, die aber wahrscheinlich in der Realität nur in den seltensten Fällen erreicht wurde. Auffälligstes Merkmal bei den italienischen wie auch den deutschen GS-Modellen sind die bis knapp unter die Sitzbank hochgezogenen Seitenbacken sowie die serienmäßige Sitzbank, die bei den deutschen GS/3 von Denfeld hergestellt wurden. Die Bezeichnungen GS/1 (= italienische VS1, die direkt von PIAGGIO zu Test- und Werbezwecken nach Deutschland kamen), GS/2, GS/3 und GS/4 gelten übrigens nur für die deutschen Lizenzmodelle aus der Produktion der Vespa-Messerschmitt GmbH und darauffolgend der Vespa G.m.b.H - Augsburg (1958-1963), bei den italienischen Modellen gab es diese nicht und letztere hießen schlicht GS 150 oder GS 160.

Die deutschen GS/3 sind mit den italienischen GSen mit den Präfixen VS4T und VS5T vergleichbar, bei keinem anderen GS-Modell sind die Unterschiede zur italienischen Bauart aber so groß wie bei der GS/3, die dadurch ein sehr eigenständiges Auftreten erhält, dass Liebhaber und Sammler oft speziell nach einem Modell aus deutscher Produktion suchen. Da von den deutschen GS/3 weit weniger Fahrzeuge als von der italienischen GS 150 hergestellt wurden (D: knapp 30.000 Stück , I: etwas über 126.000 Stück) liegen die Preise für die Augsburger Modelle deutlich höher.

Die spezifisch deutschen Anbauteile, wie Scharlach-Scheinwerfer, Hella-Hupe und -Schwanenhalsrücklicht, ggf. Hella-Backenblinker, Denfeld-Sitzbank, VDO-Tacho, Lenker-Griffgummis und Beinschild-Schriftzug sind nicht als Repro erhältlich und daher eher schwer und dann zu hohen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt zu finden.


Baujahre und Rahmennummern[Bearbeiten]

Werbung GS/3 von Jan. 1958, noch mit Messerschmitt-Emblem

Die Augsburger GS/3 wird in drei Typen unterschieden, die aber das Rahmenpräfix VD2TS gemeinsam haben.

  • Typ 112
  • Typ 162
  • Typ 212

Da die Stückzahlen nur je Typ und nicht je Baujahr bekannt sind (in 1958 wurde zunächst noch der Typ 112 produziert und im selben Jahr dann der Typ 162), erfolgt die Angabe der Rahmennummern und Stückzahlen nach Typ sortiert:

Typ Rahmennummern Stückzahl Baujahr Bemerkung
Typ: 112 VD2TS ☆ 0007001 - 0010480 *3.480 Stück 1957/58
Typ: 162 VD2TS ☆ 0010481 - 0013300 *3.320 Stück 1958
Typ: 212 VD2TS ☆ 0013301 - 0035177 *22.877 Stück 1959-61 (5.935 in 1959, 9.600 in 1960, 6.400 in 1961
- Summe stimmt nicht mit Stückzahl 1959-61 überein)[1]
  Stückzahl insgesamt: 29.677 Stück    

Farben[Bearbeiten]

Modell / FIN / Jahr Karosseriefarben Grundierung Teile
Typ 112 / Typ 162 / Typ 212 - Silbergrau Nr. 15 Farbe+Code - Felgen
- Bremstrommeln
- Lenkrohr und Radnabe vorne
in: Farbe+Code
- Lüfterradabdeckung
in Farbe+Code
späte Modellen des Typs 212 - auch in Silbersand Nr. 17
auf Kundenwunsch -> - in Alabasterweiß Nr. 31 erhältlich[2]

Siehe auch: Restaurierungsdetails und Farben der Anbauteile der GS/3 >>

Fahrzeugdaten[Bearbeiten]

Werbung GS/3 von Juli 1958, jetzt ohne Messerschmitt-Emblem
Werbung GS/3 von März 1960, jetzt mit offenen Felgen
Werbung GS/3 von Sept. 1961, mit Hella-Backenblinkern

Technische Daten[Bearbeiten]

Leistung
Leistung: 8 PS bei 7.500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ~ km/h
max. Drehzahl: -
max. Steigfähigkeit: 30 %
Abmessungen
Radstand: 1180 mm
Gesamtlänge: 1700 mm
max. Breite:
max. Höhe: 1050 mm
min. Bodenfreiheit
am Trittbrett:
160 mm
Wenderadius: 1400 mm
Gewicht
Leergewicht: 111 kg (aufgetankt)
zul. Gesamtgewicht: 260 kg
Verbrauch
Tankinhalt: 9,5 Liter (davon 1,7L Reserve)
Verbrauch: 3 Liter
Reichweite: ~ 316 km


Motor[Bearbeiten]

Motornummer: VS5M
Motortyp: Direktsauger
Position Motornummer: rechte Seite Schwingenarm
Anzahl Zylinder: 1
Hubraum: 145,6 cm³
Bohrung: 57 mm
Kolbenhub: 57 mm
Überströmer: 2
Verdichtungsverhältnis: 1:6,7 Typ 212 ab 1961 7,2:1
Getriebe
Primärübersetzung: 22:67
Anzahl Kupplungsscheiben: 3
Übersetzungsverhältnis 4-Gang:
1. Gang: 12:58 Z (1:14,72)
2. Gang: 16:54 Z (1:10,28)
3. Gang: 20:50 Z (1:7,61)
4. Gang: 24:46 Z (1:5,84)
Motorlager:
Kurbelwelle kuluseitig: 25x62x12mm (SKF 613912)
Kurbelwelle limaseitig: 25x62x12mm (SKF 613912)
Kupplung Nadellager: 2mm x 15,8mm Ausführung A, (40 Stück)
Nebenwelle Kugellager: 12×37×12 mm (SKF 6301)
Hauptwelle Kugellager: 20x47x14 (SKF 6204) ?
Hauptwelle Rollenlager: 20x42x18mm Nadella RNA1020
Wellendichtringe:
Kurbelwelle kuluseitig: 20×62×6.5 mm
Kurbelwelle limaseitig: 20-40/60-7
Hauptwelle radseitig: 35x47x7 (mit Gummimantel, auch Bauform SL mit Staublippe)
Vergaser Dell'Orto UB23 S3 ->
Hauptdüse: 103 (für Typen 112 und 162)
105 (für Typ 212)
Düsennadel: E21
Nadeldüse: 260
Nebendüse: 50 (für Typen 112 und 162)
45 (für Typ 212)
Zündung:
Vorzündung: 31° +/- 1° vor OT (Typen 112 und 162)
27° +/- 1° vor OT (Typen 212)
Kontaktabstand: 0,4 mm
Zündkerze: Bosch W225-T2 / Marelli CW240-G

siehe auch Lager Wideframe >>

Fahrwerk[Bearbeiten]

Räder
Felgen: 10 Zoll - Sternfelgen
Reifengröße: 3,5x10 Zoll
Reifendruck vorne (solo & zu zweit): 0,8 - 1 bar
Reifendruck hinten (solo/zu zweit): 1,3 bar / 2,1 bar
Lager Fahrwerk
Schwingenlager: 12×20×12 mm (2x Nadellager)
Radlager bremstrommelseitig: 17×40×12 mm (SKF/FAG 6203)
Radlager schwingenseitig: 12×32×10 mm (SKF/FAG 6201)
Lenkrohrlager oben: 19 Kugeln (Ø 7,983 mm)
Lenkrohrlager unten: 28 Kugeln (Ø 3,968 mm)
Bremsen
vorne: Trommelbremse Ø xxx mm
hinten: Trommelbremse Ø xxx mm
Aufhängung & Federung
Aufhängung vorne: einarmig gezogene Kurzschwinge
Aufhängung hinten: Triebsatzschwinge
Federung vorne: 160 mm Feder mit separatem Stoßdämpfer (BOGE TP 22-308)
Federung hinten: Federbein (BOGE FTOS 22-220) mit 420 mm Länge

Elektrik[Bearbeiten]

Schaltplan GS/3 mit Blinker
Schaltplan GS/3 ohne Blinkern
Zündschloß: 10-polig - Belegung und Schaltungen
Zündschloß: 8-polig - Belegung und Schaltungen
Bauteil Werte Sockel/Beschreibung
Scheinwerfer: 6 Volt - 25/25 Watt Sockel: BA20d (Bilux)
Standlicht: 6 Volt - 2 Watt Sockel: Ba9s
Tachobeleuchtung: 6 Volt - 0,6 Watt Sockel: Ba7s
Rücklicht: 6 Volt - 5 Watt Sockel: Ba15s
Bremslicht: 6 Volt - 15 Watt Soffitte: S8,5 - 15 x 41 mm
Blinker: 6 Volt - 18 Watt Soffitte: S8,5 - 15 x 43 mm
Blinkerschalter Kontrollbirne: 6 Volt - 1,5 Watt Soffitte: 6 x 21 mm
Hupe: 6 Volt  
Batterie: 6 Volt - 12Ah 122 x 135 x 61 mm
Gleichrichter: Sicherung 8A Batteriemodelle

Schmierstoffe[Bearbeiten]

Dämpfer vorne: Esso UNIVIS 54 >>
Dämpfer hinten: Esso UNIVIS 54 >>
Getriebeöl: SAE 30
Kraftstoffschmierung: 2-Takt Öl - 1:15 (67 ml auf 1 Liter Benzin)

Karosserie[Bearbeiten]

  • Position Rahmennummer:
  • Schriftzüge und Embleme: geklebter Schriftzug Vespa G.S. aus Alu profiliert und Piaggio-Rechteck-Emblem aus Kunststoff am Beinschild
  • Sitzbank / Sattel: Zweimann-Sitzbank Denfeld
  • Trittleisten: 3/3/3


Sonstiges / Besonderheiten[Bearbeiten]

  • Die deutschen GS/3 (und GS/2) hatten immer den flachen Tank, da der italienische hohe Tank nicht unter die Denfeld-Sitzbank passte
  • Schriftzug Vespa G.S. aus Aluminium profiliert, geklebt
  • Scharlach-Scheinwerfer
  • Hella-Schwanenhalsrücklicht mit Bremslicht
  • VDO-Tacho mit Skala bis 120 km/h und blauem Tachoblatt
  • Zündlichtschalter über dem Tacho
  • Lenkergriffe mit Vespa-Schriftzug (in Italien Piaggio-Rechteck)
  • elfenbeinfarbene Bedienelemente am Lichtschalter
  • Lenkerschloss/-schlüssel von Huf, vernickelt
  • Gepäckfach mit Schloss und Schlossabdeckung (in Italien nur Schnapper)
  • Zweimann-Sitzbank Denfeld mit unten umlaufender Alu-Zierleiste, zunächst einfarbig, spätestens bei Typ 212 zweifarbig
  • runder Gepäckhaken an Sitzbank-Front
  • Aufkleber und Einfahrvorschrift in deutsche
  • Batteriezündung, d.h. wenn Batterie leer, geht der Motor aus
  • Gleichrichter 6 V mit Deckel
  • Boge-Stoßdämpfer vorne und hinten, silbern hammerschlaglackiert
  • Dämpferfeder vorne verchromt (in Italien verzinkt)
  • späte Typ 212 mit Hella-Backenblinkern und -relais
  • der Hella Gleichrichter ist baugleich mit AEG B 25/20-2 rs, 534.02m/4/7240.054-11x [3]

Typ 112[Bearbeiten]

  • auf dem Typenschild am Rahmentunnel rechts steht noch Vespa-Messerschmitt GmbH Augsburg
  • die Rahmennummer ist auf dem Typenschild am Rahmentunnel in Höhe des Bremspedals sowie auf einem schmalen ovalen Schildchen am rechten hinteren Trittblechende eingeschlagen
  • Räder mit 10"-Sternfelgen[4]
  • Trittblech hat "gerade" Form, ist noch nicht wannenförmig nach oben gebogen wie bei den späteren Typen
  • der Kotflügel hat keine umlaufende Sicke
  • sogenannter "Handgranaten-Verschluss" an der Motorbacke
  • gerade Aluzierleisten auf Seitenbacken
  • Motornummer VDS3M
  • keine Blinker
  • Zündzeitpunkt 31° v. OT
  • Original-Bedüsung HD 103, LLD 50
  • 200 Stck. des Typs 112 wurden an Douglas Vespa zum Verkauf in England geliefert

Typ 162[Bearbeiten]

  • die Trittbleche sind nun am Rand wannenförmig nach oben gebogen
  • Original-Bedüsung HD 103, LLD 50

Typ 212[Bearbeiten]

  • die Trittbleche sind nun am Rand wannenförmig nach oben gebogen
  • Offene Felgen wie GS/4, Rally usw.[5]
  • ab Ende 1960 gab es wegen der anstehenden Einführung der Blinkerpflicht Nachrüstsets für Backenblinker, späte Modelle wurden dann schon werkseitig mit Hella-Backenblinkern auf einer Zierleiste ausgeliefert, wobei die Motorbacke dann eine Strebe bei den Lüftungsschlitzen weniger hatte. Wenn der Rahmen oben rechts neben dem Steg - wo die Feder der Backe aufliegt - ein etwa 8 mm grosses Loch hat oder ein Plastikteil aus dem ein Kabelschuh rausschaut, dann hatte der Roller Blinker oder war zumindest dafür vorgesehen[6]
  • Blinkerschalter links am Lenker
  • Verdichtung ab 1961 höher, nun 7,2:1
  • Zündzeitpunkt 27° v. OT
  • Original-Bedüsung HD 105, LLD 45

Unterschiede zu Nachbarmodellen[Bearbeiten]

Unterschiede zur GS/2 Messerschmitt[7][Bearbeiten]

  • GS/2 noch mit außenliegenden Zügen am Lenker
  • GS/2 hat rechteckiges Rücklicht wie Hoffmann Königin
  • GS/2 hat Messerschmitt-Emblem am Beinschild
  • GS/2 ohne Bördelkante/Sicke am Kotflügel
  • die Elektrik ist komplett anders und entspricht bis auf die größere Batterie der T2. Die GS2 hat keine Batteriezündung, Zündschloß mit nur drei Stellungen (statt 5).
  • Elektrikanschlußkästchen, Gleichrichter, Klemmbrett etc. ist anders
  • GS/2 mit Scheinwerfer von Hella, nicht von Scharlach
  • Bremslichtschalter bei GS/2 unter dem Motor und nicht am Bremspedal
  • Bremspedal bei GS/2 Blech verchromt statt Aludruckguß bei GS/3
  • Ansaugkrümmer bei GS/2 Alu schwarz lackiert statt Kunststoff-Beschichtung (?) bei GS/3
  • Zylinderkühlhaube bei GS/2 Alu statt Stahlblech bei GS/3
  • Kupplung GS/2 mit anders verzahnten Belägen (wie VS1) und kürzerem Trennpilz
  • Auspuff GS/2 mit Steckauslass und nicht mit Überwurfmutter wie bei GS/3 verschraubt
  • Zylinderkopf bei GS/2 mit Kupferdichtung
  • viel wackliger dimensionierter Ständer bei GS/2
  • bei GS/2 Piaggioemblem emailliert und nicht wie bei GS/3 aus Plastik
  • Hinterradbremse GS/2 mit nur einem Bolzen und anderen Belägen (identisch mit der Vorderbremse), bei GS/3 getrennte Bolzen für die Bremsbacken
  • Zylinder bei GS/2 mit Zentrierstift an der Fußdichtung
  • GS/2 immer mit Handgranatenverschluss an der Motorbacke
  • GS/2 wie Typ 112 der GS/3 noch nicht mit wannenförmig aufgebogenen Trittleisten/Beinschild
  • GS/2 mit rotem VDO-Tachoblatt
  • bei GS/2 keine Bördelkante/Sicke am Kotflügel
  • GS/2 hat Hella-Hupe mit Blech-Emblem, GS/3 dann mit Kunststoff-Emblem
  • deutsche Rahmennummer bei GS/2 in den rechten Trittblechfalz am hinteren Ende der inneren Trittleiste eingeschlagen

=== Unterschiede zur GS/4 Augsburg

  • GS/4 hat 160 ccm
  • Rahmen nicht mehr Wide- sondern Largeframe
  • GS/4 hat Ersatzrad unter Gepäckfachbacke
  • GS/4 hat neues Hella-Rücklicht aus Kunststoff in Chrom-Optik
  • blabla


Siehe auch[Bearbeiten]

Forentopics:

Quellen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]