Gültig für alle Dellorto SI - Fallstromvergaser

Es kommt öfter vor, dass das Nadelventil das Schwimmergehäuse nach ein paar Jahren nicht mehr richtig abdichtet, was dann zu Problemen im Betrieb und Anspringverhalten des Motors führt.
Auch fabrikneue Vergaser gibt es, die evtl. noch einen Grat haben und undicht sind.

Wenn unter dem Roller ein großer Fleck Sprit zu sehen ist, der am Gehäuse aus dem Überlauf oder aus dem Auspuff kommt, dann ist die Sache klar.
Hier sind beide Absprerrungen, also der Benzinhahn und das Schwimmernadelventil micht mehr dicht.

Meist funktioniert aber der Benzinhahn noch und die Sache mit der undichten Nadel ist nicht so offensichtlich, da nur einmal das Volumen der Schwimmerkammer ausläuft und meist schnell verdunstet.

Symptome defektes Nadelventil:

1. Absaufen des Motors

Nach längerem stehen springt der Motor mit undichter Nadel erstmal gut an.
Aber!! nachdem der Motor warm gefahren wurde und abgestellt wird und nun nach ein paar Minuten wieder gestartet werden soll, muss erstmal wiederholt in den Kicker getreten werden, damit der Motor wieder startet.

2. Überfettung im Betrieb

Bei undichtem Nadelventil erhöht sich natürlich auch der Schwimmerstand im Vergaser. Das führt dazu, dass auch der Level am Düsenstock so hoch steigt, dass der Vergaser den Motor überfettet. Im krassen Fall läuft der Sprit einfach aus dem Saugrohr in den Ansaugtrackt. Ein Motor der vorher gut abgestimmt war, fängt an zu stottern/4takten oder säuft komplett ab und geht aus. Der Spritverbrauch erhöht sich merklich.

Schwimmernadelventil testen:

Nadelventil intakt

Nadelventil defekt

alternativ Test mit Druck

Der Schwimmer im Vergaser reguliert durch öffnen und schließen der Schwimmernadel die Füllhöhe in der Schwimmerkammer. Dieser Schwimmerstand ist wichtig, um den Benzin-Level im Düsenstock möglichst konstant zu halten.

Ist der Stand zu hoch -> überfettet der Motor
Ist der Stand zu niedrig -> magert der Motor ab

Bei den SI-Vergasern sollte sich der Schwimmer im 90° Winkel zum Nadelsitz befinden.

Ob das Nadelventil noch dichtet und der Schwimmerstand korrekt ist kann man sehr einfach testen. Man schraubt das Oberteil des Vergasers ab und hängt es in ein vom Durchmesser passendes Glas. (bei den Simson Schraubern wird das oft auch als "Senfglas-Methode" bezeichnet) Nun öffnet man den Benzinhahn und beobachtet den Schwimmer und den Füllstand im Glas.

Wenn der Schwimmer in etwa waagerecht steht, sollte sich der Füllstand im Glas nicht weiter erhöhen. Ist das der Fall, dann dichtet das Nadelventil noch korrekt. Steigt die Füllhohe weiter und das Glas fängt an überzulaufen, ist das Nadelventil nicht mehr dicht.

Hier kann entweder der Nadelsitz im Vergaseroberteil oder die Schwimmernadel selber das Problem sein. Alternativ kann man das Nadelventil auch mit Druck beaufschlagen (~0,3 bar / 200 mm Hg) und testen ob das Ventil den Druck hält.

Problem: Schwimmernadel

Den Dichtkegel oben an der Nadel einmal mit der Lupe genau untersuchen, ob dieser evtl. defekt ist, falls ja => ersetzen.

Problem: Nadelsitz im Vergaser

Den Nadelsitz im Oberteil einmal genauer ansehen, evtl. hat sich hier ein Stück Dreck verkeilt oder es ist noch ein Grat von der Produktion vorhanden. Ein ungleichmäßiger Dichtsitz ist aber nur schwer zu erkennen.

Schwimmernadel-Sitz reparieren:

Um den Nadelsitz zu überarbeiten haben sich zwei Methoden bewährt

Variante 1:
mit einem kleinen Schaftfräser ganz leicht ohne Druck mit 1-2 Drehungen den Sitz nacharbeiten

Variante 2:
Eine Stahlkugel mit passendem Durchmesser suchen (z.B. aus einem Fahrrad-Lenkkopflager)

Die Kugel anstelle der Düsennadel in den Sitz fallen lassen, das Oberteil in die Hand legen und mit einem Messingdorn und Hammer einmal kurz auf die Kugel klopfen.
Achtung nicht zu doll und auf keinen Fall sollte man das Oberteil auf eine feste Oberfläche legen.
Die Gehahr, dass der Nadelsitz zu stark eingedrückt wird ist dann zu groß.
Lieber einmal mehr testen und rantasten als Kernschrott zu produzieren!

Nachdem die Ursachge gefunden und behoben wurde, alles wieder zusammen bauen und erneut testen,
ob der Schwimmer in der waagerechten stehen bleibt und das Glas nicht überläuft, bzw. den Druck hält.