Zylinder Vespa Malossi 139
Der 139er (eigentlich richtigerweise 140,28er) Malossi wurde ca. Anfang/Mitte der 80er Jahre auf den Deutschen Markt gebracht, um die PX80 mittels beigefügtem, seit 2002 offiziell nicht mehr gültigem TÜV-Gutachten als Krad zulassen zu können und damit die wesentlich günstigere 10PS-Versicherungsklasse zu erreichen. Er entspricht vom Layout und dem Kolben her 1:1 seinem größeren Bruder, dem 166er Zylinder, nur, dass er eben für den 80er Motor mit 48mm Hub statt 57mm ausgelegt wurde, die werksseitigen Steuerzeiten sind nicht mit denen des 166ers identisch, sondern wesentlich länger.
Bohrung 61mm, Material Grauguß, Kolben mit zwei 1mm dünnen Kolbenringen, daher sehr drehzahltauglich. Ältere Versionen des kleinen Malle-Zylinders haben jedoch nur einen Kolbenring und gelten als drehfreudiger. Seit einigen Jahren wird der 139er genau wie der 166er mit einem geänderten Zylinderkopf ausgeliefert, der oftmals als Basis für den so genannten "GSF-Kopf" Verwendung findet, da er über eine zentral angeordnete Zündkerze sowie einen halbkugelförmigen Brennraum verfügt.
Der 139er ist ein wahrer Allroundzylinder, welchen man angefangen von reinem Stecktuning mit lediglich angepaßter Hauptdüse/abgeblitzter Zündung und serienmäßigem 20er SI-Vergaser, bis hin zum modernen Membranansaugstutzen samt japanischem 30er (oder größer...) Flachschiebervergaser fahren kann. Auch hinsichtlich der Anpassung der Blockkanäle an die Zylinderüberströmer stehen einem alle Möglichkeiten offen. Richtig abgestimmt ist der Malle sehr langlebig. Er lässt sich mittels Übermaßkolben auf 61,4mm (1. Übermaß), respektive 61,8mm (2. Übermaß) aufbohren, falls der Originalkolben das zeitliche gesegnet hat.
Im Gegensatz zum 135er DR ist der Malossi von Hause aus eher drehzahlorientiert entwickelt worden und bringt auch nur so gefahren Spaß.
Ein schöner Alltagsmotor auf Basis des Malossis bestünde z.B. neben dem bearbeiteten (Kolbenfenster an den schraffierten Flächen öffnen, Auslaß etwas in die Breite ziehen/ca. 39,5 bis 40mm Sehnenmaß, Überströmer etwas harmonischer mit dem Fräser gestalten/verrunden...) Zylinder aus folgenden Komponenten: ovalisiertem 24er SI-Vergaser, SIP Road/T5-Auspuff mit PX-Flansch oder auch z.B. einem preisgünstig zu bekommenden TFF-Auspuff bzw. PM Evo, welcher die Charakteristik des Malle unterstützt, einer zur Drehschieberlippenwelle umgearbeteten 80er Originalkurbelwelle, einem Elestart- oder auch PK-Lüfterrad für bissigeres Hochdrehen, einer "großen", d.h. "200er"-Kupplung mit 21 Zähnen (im Vergleich zur teureren und oftmals in der Nachbauversion nicht vernünftig trennenden Cosa-Kupplung neu erheblich preiswerter, da mittlerweile von LML)ausrüsten.
In Verbindung mit einem 67 Zähne-Primärzahnrad aus der Sprint/Bajaj Chetak/der frühen PX150/Spanischer Motovespa GT 160 ergibt sich somit ein Übersetzungsverhältnis von 3,19 gegenüber 3,40 der originalen 20/68er Primübersetzung. Das bedeutet, dass die Übersetzung um ca. 10%verlängert wird, was zur Folge hat, dass der Roller seine erreichbare Höchstgeschwindigkeit um ca. 10% steigern KANN. Eine lange Malossi- oder Polini-Primär oder aber auch die 23/65er Primär der 200er ist nicht ratsam, da der 139er dafür zu drehmomentschwach in den unteren Drehzahlen ausgelegt ist. Er braucht also demzufolge hohe Drehzahlen, damit er noch den Anschluß vom 3. in den 4. findet.
Da der Malossi erheblich empfindlicher als der D.R. auf eine falsche Einstellung reagiert, ist es notwendig, die Zündung genau abzublitzen. Malossi gibt im Beipackzettel einen Zündzeitpunkt von 18° vor OT an, jedoch sollten auch ca. 19° vor OT gehen.
Zusammengefasst ist der 139er eine preiswerte Basis, der müden Serien-80er oder aber auch einem Restemotor spürbar mehr Leben einhauchen zu können. Man kann aber eben auch ein (für seinen doch recht geringen Hubraum...) recht heftiges und bissiges Motörchen daraus bauen, dass schon mal nahe an die magische 10.000 U/min-Grenze vorstößt. In der Stadt ist so ein Motor dann recht spaßig und sehr giftig zu fahren. Er erinnert dann in seiner Charakteristik an die alten Zweitakter der 70er Jahre, bei denen eine ganze Zeit nichts kam, dann aber um so gewaltiger.