Dichtheitsprüfung - Motor Abdrücken
Da es viele Möglichkeiten von Falschluftlecks an Vespamotoren gibt, sollte die Dichtigkeit vor dem Einbau oder Betrieb des Motors abgeklärt werden:
Mögliche Undichtigkeiten
- Si: Vergasersitz verzogen/nicht plan
- SPACO Si: Gussreste stehen teilweise am Gehäuse an und Verhindern ordentlichen Sitz
- Vergaserwannensitz
- Ansaugstutzensitz
- Schweissnaht geschweisster Vergaserstutzen
- Simmerringe getriebe- und lüfterradseitig (Wellensitz UND Gehäusesitz bei Blechringen)
- Kurbelkastenabdichtung (sehr schmale Dichtfläche nahe Kickstarterzahnrad)
- Zylinderfussdichtung
- Zylinderkopfdichtung
- Zündkerzengewinde
- Stehbolzen Kurbelgehäuse nahe Drehschieberloch (wenn aufgefräst entsteht Verbindung zum Getriebe)
In erstaunlich vielen Fällen ist min. eines der oben genannten Teile undicht und dies führt immer zum Abmagern des Gemischs in Teilbereichen oder über dem ganzen Drehzahlbereich! Eine vorherige Prüfung erspart einem deshalb viel Ärger und Aufwand. Grundsätzlich empfiehlt es sich, wo möglich, alle Planflächen auf 400-600er Schleifleinen abzuziehen (Vergaser, Zylinderkopf, Zylinderoberseite) und dünn Dichtmasse zu verwenden.
Mögliche Auswirkungen von Falschluftlecks
- Vergaser nicht einstellbar, unerklärbares Verhalten, ständiger Düsenwechsel
- Kolbeklemmer aufgrund Abmagern
- Loch im Kolbendach aufgrund Abmagern
- schlechter Motorlauf
- Probleme beim Starten
Grundsätzich sollte beim Aufbau eines Motors verstärkt Augenmerk auf die Dichtigkeit gelegt werden, denn ein nachträgliches Zerlegen ist meist ärgerlich sowie zeit- und kostenintensiv. Verwendung von Dichtmasse und neuen Dichtung in guter Qualität versteht sich von selbst. Aber Achtung: Dicke, als "Premium"-Ware angepriesene Vergaserdichtungen setzen sich stark im Bereich der Verschraubung, nicht jedoch an allen anderen Stellen und führen somit zu starkem Verzug! Die originalen, dünnen Dichtungen sind 1a und völlig ausreichend, im Zweifelsfall ganz dünn mit Dichtmasse einschmieren.
Die Werkzeuge und die Umsetzung sind absolut simpel und für jeden machbar.
Materialliste
- Fahrradschlauch mit eher kleinem Durchmesser (Cityrad) und dicker Wandstärke, am Besten mit französischem Ventil (Ventil rausschrauben)
- klassiches Blutdruckmessgerät mit Zeigerinstrument und Gummibalg für Druckaufbau (Armmanschette wird nicht benötigt) Z.B.: GIMA
- Kabelbinder o.ä.
- evtl. Vergaserstutzen oder selbstgebauter Abdichtplatte mit Anschluss
- Si: Unter dem Vergaser einfach ein Stück Gummi zur Dichtung des Einlasses verschrauben
- Indikatorspray (Lecksuchspray oder selbstgemacht mit Spüliwasser etc.)
- evtl. Gummistopfen für SI vergaser (wenn man die Vergaserdichtfläche mitprüfen will)
Vorgehen
Je nach Variante kann man den Schlauch über Einlass und Auslassstutzen stülpen (das Ende doppeln) und dann mit mehreren Kabelbindern sauber Abdichten.
HINWEIS: Im Idealfall benutzt man einen möglichst kurzen Schlauch mit wenig Volumen und dicker Wandstärke. Denn je nach Gummiart, Wandstärke, Alter und auch Volumen des Schlauches reagiert der Zeiger des Druckprüfers in den ersten Sekunden noch auf die Dehnung des Gummis.
Beim Si Vergaser bietet es sich an unter dem Vergaser ein Stück Gummi mit zu verschrauben. So ist der Einlass schnell und sicher dicht. In diesem Fall wird das Schlauchstück, das über den Auslass gestülpt wird hinter dem Ventil 2x verknotet.
Über die Handpumpe wird nun maximal 300 mBar(mmHg) Druck aufgebaut, um die Simmerringe nicht zu gefährden! Wenig Druck reicht völlig aus. Das Lecksuchspray wird nun auf mögliche Undichtigkeiten gesprüht und beginnt im Falle eines Lecks sofort zu schäumen:
Sind alle offensichtlichen Lecks abgedichtet, kann man den ausserdem Zeitverlauf des Druckabfalls beobachten. Ein Druckabfall von 20mBar/10min ausgehend von 250mBar sind absolut akzeptabel. Mehr Druckabfall ist kein Beinbruch, idealerweise sollte man aber weitersuchen bis alle Lecks gefunden sind, da mit steigender Temperatur die Undichtigkeit zunehmen könnte (aber genauso auch abnehmen).
Umsetzungsbeispiele
Leak down test mit montiertem Si-Vergaser:
Um die Vergaserdichtfläche ebenfalls zu prüfen, kann ein passender Gummipfropfen von unten in den Vergaser geschoben werden. Der Überstand sollte nicht zu hoch sein, damit der Vergaser bei der Montage nicht "angehoben" oder womöglich verzogen wird. Trotzdem muss der Pfropf straff sitzen:
Leak down test mit klassischem Vergaserstutzen:
Eine weitere Variante mit passendem Stopfen im Auslass und verknoteten Schlauchstück am Einlass:
Auslass und Einlass verbunden: